Nachhaltigkeits-Controlling ist komplex
Seit einigen Jahren hört man häufig den Begriff „nachhaltig“, besonders in Verbindung mit Unternehmen und Organisationen. Im Vorwort zu einer Publikation des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMUB) von 2007 „Nachhaltigkeitsmanagement im Unternehmen“ schreibt Stefan Schaltegger, dass sich Unternehmen für einen langfristigen Unternehmenserfolg zunehmend ihrer Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft stellen müssen.
(UD) Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird seit den 1980er-Jahren mit Umweltschutz und anderen „grünen“ Themen in Verbindung gebracht. Die Öffentlichkeit nimmt heute solche Themen in stärkerem Maße auf als früher und setzt sich damit auseinander. Den Entscheidern in vielen Unternehmen und Organisationen wird klar, dass sie nicht nur auf der Ebene der handelnden Personen ein ökonomisches Beziehungsgeflecht im Inneren und nach außen haben, sondern als Einheit ebenso ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Wechselwirkungen unterliegen.
Damit steigen die Anforderungen an das Controlling als Steuerungselement des unternehmerischen Handelns. Planung, Steuerung und Kontrolle erstrecken sich nun nicht mehr nur auf alle Unternehmensbereiche im Inneren, sondern auch auf solche Gebiete, die lange Zeit als „gegeben“ oder „extern“ und damit als nicht beeinflussbar angesehen wurden (Beispiel: Standortfaktor).
Der „ICV – Internationaler Controller Verein“ hat mit dem Titel „Green Controlling“ einen „Leitfaden für die erfolgreiche Integration ökologischer Zielsetzungen in Unternehmensplanung und -steuerung“ herausgegeben, in dem z.B. für das Unternehmensumfeld folgende Faktoren aufgelistet werden:
- Rahmenbedingungen (Politik, Recht)
- Konjunktur (Wirtschaftsentwicklung, Währungsrisiken)
- Bevölkerungsentwicklung und -struktur
- neue Absatzmärkte
- gesellschaftliche Entwicklung (Landflucht)
- Ressourcenverknappung, veränderte Rohstoffbasis
- ökologische Risiken
- Technologiefortschritt
- Konkurrenzsituation
Alleine schon die Vielzahl der genannten Bereiche verdeutlicht die enorme Datenmenge, die Nachhaltigkeitscontrolling zusätzlich zur klassischen Aufgabenstellung des Controllings zu bewältigen hat. Es ist nicht verwunderlich, dass sich auch Software-Häuser mit Konzepten zur IT-Unterstützung dieses Aufgabengebiets gemeldet haben. Dem gestiegenen Umweltbewusstsein entsprechend haben inzwischen Begriffe wie „ökologischer Fußabdruck“ oder CO2-Fußabdruck (Carbon Footprint) Eingang in die Werbung gefunden.
Während die oben genannten Faktoren eher übergeordneter Natur sind, lassen sich an vielen Unternehmensbereichen konkrete Ansätze für Verbesserungen im Sinne von Nachhaltigkeitfestmachen. Beispiele: Personal – Gruppenarbeit, Gleitzeit, Aus- und Weiterbildung; Produktion – Energieeffizienz, Qualitätskontrolle, Sicherheit; Organisation – Ablaufbeschreibungen, Kommunikation, flache Hierarchie u.s.w.
Eine praxisnahe Darstellung zahlreicher Controllingansätze bietet das von Ronald Gleich über den Haufe Verlag herausgegebene Buch „Nachhaltigkeitscontrolling„.
Wenn durch das Nachhaltigkeitscontrolling messbare Ergebnisse solcher Maßnahmen festgestellt werden können, tragen sie dazu bei, den Bestand eines Unternehmens langfristig zu sichern.